Das Märchen vom Neheimer Golem

Es war einmal vor nicht viel mehr als einem Jahr, vor kurzer, kurzer Zeit. So zu sagen fast gestern, zumindest kommt es uns so vor, da gingen drei von der Langeweile einer verschlossenen Stadt getriebene Menschen durch die dunklen Gassen einer scheinbar menschenleeren Stadt. An Stellen, die noch vor kurzem von den Leuchten alt eingesessener Kneipen erhellt waren, taten sich inzwischen schwarze Baulücken auf, die darauf warteten, von weißen Kastenbauten gefüllt zu werden. Alte gepflasterte Straßenbeläge waren entfernt und durch glatte, ordentliche Asphaltdecken ersetzt worden. Die Anonymität einer werdenden Stadt erschreckte die drei so sehr, dass sie beschlossen, etwas dagegen zu tun. Doch was sollte man schon gegen die Macht der Bagger und Betonpumpen unternehmen? Es war traurig und die drei verzweifelten und ließen die Köpfe hängen. Da hörten sie ein schleifendes Geräusch, darauf ein mächtig ehrliches Gröhlen. Sie konnten sich keinen Reim darauf machen, von so etwas hatten sie bisher nur in Sagen und Märchen gehört. Märchenhaft war ihnen so gar nicht zumute. Im Lichtkegel der nächsten LED_Laterne bewegte sich ein ungeheuerlicher Schatten auf sie zu, es roch erdig und eine lehmige Oberfläche kam zum Vorschein. In voller Größe entwickelte sich die Gestalt des Golems von Neheim vor ihnen. Ganz vertraut beugte er sich zu ihnen hinunter, blickte in ihre erschrockenen Gesichter und nahm sie mit seiner lehmigen Hand auf. „HUUUAAHHH.! Aber, aber meine Kleinen, wer wird denn so traurig sein? Von nun an seid ihr meine Kinder. Seid nicht mehr hoffnungslos, denn jeden Freitag Abend werde ich von nun an bei euch sein. Wir werden zusammen feiern und Feste erleben. Ich bin der Grund. Der Grund, der alle wieder zusammen bringt, ich bin die Plattform eurer Freude, eurer Musik und eurer Kunst.“ Die drei blickten sich und dann ihm tief in die Augen und ein Lächeln erfüllte ihre Seelen. Sie verstanden, was er ihnen sagen wollte. Sie wussten, jetzt müssen sie handeln und es in die Welt hinaus posaunen: „Wir sind nicht alleine, denn der Golem ist mit uns. Ihr seid nicht alleine, denn der Golem ist mit euch!!! Wir gehen zusammen und füllen die Lücken, die in unsere Stadt geschlagen wurden mit neuem Leben.“